Subjektkonstruktionen und digitale Kultur

Neue Subjektformen im Wechselspiel mit soziokulturellen Praktiken im Cyberspace

Verhaltensschauplatz: Kommunikative Öffentlichkeiten im Cyberspace

September 2009 - Dezember 2012

Finanziert von der Volkswagen Stiftung und dem FWF

Das Team

Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft, Arbeitsbereich Neue Medien-Technik-Kultur

Kooperationspartnerinnen

Projektziel

Es werden die Subjektkonstruktionen in virtuellen Kommunikations-Räumen von Jugendlichen und jungen Erwachsene zwischen 15 und 30 Jahren untersucht. Die Auswahl dieser Altersgruppe für die Untersuchung begründet sich darin, dass es sich bei dieser Gruppe um die erste Generation handelt, die von Kind auf mit Digitalen Medien konfrontiert war, dass der Anteil der Internetuser in dieser Altersgruppe überdurchschnittlich hoch ist und dass diese Gruppe zu den Bedeutungsträgern der gegenwärtigen und zukünftigen Gesellschaft zählt.

Verhaltensschauplatz: Kommunikative Öffentlichkeiten im Cyberspace

Was ist der Forschungsgegenstand?

Kommunikation ist das zentrale Instrument, mit dessen Hilfe Menschen das in einer sich verändernden Gesellschaft entstehende Vakuum an Werten, Nor-men, Regeln füllen, anders gesagt, neue Sinnzusammenhänge intersubjektiv herstellen (Schütz/Luckmann 1975, 23) und sich dadurch als Subjekte konsti-tuieren. Gerade Jugendliche und junge Erwachsene nutzen für die Herstellung neuer Sinnzusammenhänge verstärkend die virtuellen Kommunikationsräume. Diese Orte sind für Heranwachsende besonders attraktiv, weil es sich um grenzüberschreitende Räume handelt, zu denen Menschen aus verschiedenen Regionen und aus verschiedenen kulturellen Milieus Zugang haben, weshalb in diesen Räumen eine Vielfalt an Ideen, Meinungen und Wertorientierungen zur Verfügung stehen (Schachtner 2005, 187).

Was ist das Erkenntnisinteresse?

Die soziokulturellen Veränderungen stellen die Subjekte vor die Aufgabe, das eigene Sein zu überdenken und sich ggf. neu zu entwerfen. Bei der Untersu-chung einschlägiger Netzkommunikationen wird sich das Erkenntnisinteresse darauf richten, wie sich Menschen im Spannungsfeld der Pole wie Determiniertheit/Autonomie, Individualisierung/ Kollektivorientierung situieren, bzw. ob sich völlig neue Gegensatzpaare bei der Subjektkonstitution zeigen.

Welche Netze werden untersucht?

In die Untersuchung werden folgende Online-Netze einbezogen: aus dem deutschsprachigen und englischsprachigen Raum Facebook, StudiVZ, Knuddels, SWR-Kindernetz, aus dem arabischen Kulturraum das The Mideast Youth, das Global Modules aus den USA, sowie die kanadische Plattform Taking it global. Werte, Politik, Netzpartizipation, Beziehungen, neue Kommunikationsspiele und Gender sind dort laut einer Häufigkeitsauszählung die am intensivst diskutiertesten Themen. Zu diesen Themen werden fokussierte Netzanalysen durchgeführt. Außerdem werden Interviews mit BloggerInnen und andere NetzakteurInnen geführt und schließlich werden die Netzerfahrungen mit der Methode der Visualisierung erfasst.

Die Untersuchung der englischsprachigen Netzwerke soll die Chance eröffnen, auch interkulturelle Subjektkonstruktionen zu ermitteln.

Welche Fragen werden gestellt?

Im Mittelpunkt des Forschungsinteresses stehen die kommunikativen Praktiken. Im Einzelnen soll gefragt werden:

  1. Welche Themen/Fragen der Gegenwartsgesellschaft werden in den untersuchten webbasierten Kommunikationsräumen aufgenommen und wie setzen sich die NetzakteurInnen zu diesen in Beziehung?
  2. Welche Kommunikationsstile entwickeln die NetzakteurInnen in technisch und geographisch unterschiedlichen Kommunikationsräumen?
  3. Wie formen sich im Rahmen der Netzkommunikation weitere soziokulturelle Praktiken wie das Spielen (z.B. mit Handlungsalter-nativen), das Gestalten (z.B. von Regeln), das Reflektieren (z.B. von Werten), das Lernen (z.B. in Form der Veränderung/Verfeinerung von Positionen)?
  4. Welche Subjektkonstruktionen spiegeln sich in den analysierten soziokulturellen Praktiken wider?

Das Erkenntnisinteresse wird sich darüber hinaus darauf richten, ob und wie Gender als Thema der Kommunikation oder als strukturierendes Element in der Gestaltung der Kommunikation wirksam ist. Die kulturspezifische Perspektive kommt insofern zum Tragen, als ausgewählte interkulturelle Kommunikations¬sequenzen einer minutiösen Analyse unterzogen werden, um kulturelle Differenzen und etwaige transkulturelle Konsense zu identifizieren.

Objective

Our project explores the subject-construction of teenagers and young adults between 15 and 30 in the realm of virtual online communicative spaces. This young generation represents the very first generation that has been growing up in the era of digital media. The amount of online users amongst this group is above average. Therefore this generation can be regarded as prophet and significant indicator not only for contemporary but also for future Society and Culture.

Performative Arena: Communicative Publics in Cyberspace

The research Topic

Communication is the central instrument which humans use to fill the increasing vacuum by eroding traditions, values, and norms in a changing society. In other words, they inter-subjectively create new relations of meanings (Schütz/Luckmann 1975, 23) in order to constitute themselves as subjects. Especially teenagers and young adults increasingly use virtual communicative spaces to produce new relations of meaning. These spaces are particularly attractive for youths since they are cross-border spaces. People from different regions and different cultural backgrounds have access to these virtual spaces. Therefore, they offer a variety of ideas, opinions, and value orientations (Schachtner 2005, 187).

The Research Interest

Socio-cultural changes challenge subjects to rethink their selves and, if necessary, to create themselves anew. When examining relevant online communication, our main concern will be on how human beings situate themselves between polar dichotomies (e.g. determination-autonomy, individualization-collectivist orientation) and if new antipoles of subject formations emerge when subjects constitute themselves online.

Which Online-Communities will be examined?

We will include the following german-speaking as well as international online networks into our research: Facebook, StudiVZ, Knuddels, SWR-Kindernetz. Furthermore, we include the network The Mideast Youth from the Arabic sphere, Global Modules from the USA as well as Taking it global from Canada. Topics like values, politics, online participation, relationships, new communicative games, and gender shape the most intensively discussed themes - according to a frequency analysis we accomplished. Correspondently we are now carrying focused Internet content analysis out. Additionally we conduct interviews with bloggers and other online actors. Moreover, their online experience will be captured by means of a visualization method.

By researching also english-speaking online networks, we like to take the chance to detect intercultural subject formation.

The Research Questions

The main focus of attention will be drawn to the communicative practices. The research questions in detail are:

  1. Which topics/questions of today’s society are being taken up in the analyzed web-based communicative spaces and how do the net performers relate to them?
  2. Which communicative styles do the net performers develop in different technological and geographical communicative spaces?
  3. How do other socio-cultural practices emerge in the scope of net communication such as playing (for instance with action alternatives), creating/shaping (e.g. rules), reflecting (e.g. values), or learning (for instance by changing/refining positions)?
  4. Which subject formations are reflected in the analyzed socio-cultural practices?

Overall, the research interest will aim at the question if and how the topic of gender affects communication or the style of communication as a structuralizing element. As for the culture-specific perspective, selected intercultural communication sequences are to be analyzed in detail in order to identify cultural differences and possible trans-cultural understanding.